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Allez allez allez: c'est le son de l'année #4

Mit netter Damenbegleitung aus Ungarn und Katalonien ging es am frühen Morgen mit dem Zug nach Dijon. Alle waren noch sehr müde und dösten vor sich hin. Doch es wurde nichts mit einem kleinen Nickerchen, denn bei der Fahrkartenkontrolle stellte sich heraus, dass wir – etwas unter Zeitdruck – die falschen Tickets gekauft hatten. Der Schaffner kannte kein Erbarmen mit den unwissenden Fremden, sodass nun eine fette Nachzahlung fällig wurde. Der Tag fing also schon mal gut an. Kurz nach Sonnenaufgang erreichten wir die burgundische Hauptstadt, woraufhin die schlechte Laune schnell wieder verflogen war. Die alte Stadt mit ihren zahlreichen mittelalterlichen Gebäuden wusste sehr zu gefallen. Nach einem ausführlichen Stadtbummel trennten sich am frühen Nachmittag dann die Wege. Während die Mädels mal schön shoppen gehen konnten, zog es mich zum Stadion. Auf dem Weg dorthin passierte ich den Szenetreff – in einer Milchbar. Wie geil, A Clockwork Orange lässt grüßen! Auch kleidungstechnisch war man ganz auf „ultra-violence“ eingestellt, Lonsdale scheint hier so was wie die Gruppenmarke zu sein.

Im Stadion dann die in Frankreich übliche Verteilung. Hinter einem Tor der „offizielle“ Fanclub – hier die „Téméraires“ (die Kühnen) – und auf der anderen Seite, am Ende der Gegengeraden, die besagte Szene. Hier hat man sich im Sommer neu aufgestellt und tritt nun unter dem Namen „Lingon’s Boys“ auf – eine Anspielung auf den keltischen Stamm der Lingonen. Dann ging es auch schon los und im Gästeblock auf der gegenüberliegenden Seite herrschte immer noch gähnende Leere. Einzig ein Spruchband wies auf die derzeitige Kampagne gegen Spielansetzungen am Freitagabend hin. Kurz nach dem Anpfiff trudelte aber noch eine etwa 20-köpfige Gruppe von Gästefans ein, womit die Beschallung von drei Seiten gesichert war. Das Spiel dümpelte und ein jeder sang so vor sich hin. Kaum Bewegung auf dem Rasen, echt grottig. Respekt an Ralf Loose, dass er sich diesen Hafer jahrelang angetan hat.

Spannend wurde es erst Mitte der zweiten Hälfte, als zum zweiten Mal ein Spieler der Heimmannschaft vom Platz flog. Nun kam endlich etwas Bewegung auf, da Dijon auch mit 9 Mann teilweise fast schon übermütig nach vorn spielte. Da wurde es auch erstmals richtig laut. Doch selbst als das ganze Stadion im Chor brüllte, zogen die „Lingon’s Boys“ weiter ihr eigenes Ding durch. Ganz stark. Am Ende blieb es jedoch beim torlosen Unentschieden. Ich gehöre nicht zu denjenigen, die jetzt lamentieren, dass die ach so lange Serie ohne 0:0-Spiele gerissen ist. Ist doch gerade schön, wenn’s bis zum Schluss spannend bleibt. Anschließend traf ich mich in der Stadt wieder mit der holden Weiblichkeit. Die hatten sich in der Zwischenzeit doch tatsächlich alle genau die gleiche DVD gekauft – ohne Worte. Nachdem noch eine Weile in einem Park abgehangen worden war, trat man zufrieden die Heimreise an. Auf den abendlichen Kick der Reserve von Dijon wurde großzügig verzichtet. Denn wer reist schon gern allein?

Weltenbummler