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AJ Auxerre vs Dijon FCO

  1. Datum 29.03.2013, 20.00 Uhr
  2. Ort Auxerre
  3. Stadion Stade de l’Abbé-Deschamps » Besuchte Spiele
  4. Liga 2. Liga F (Ligue 2)
  5. Ergebnis 0 : 0 (0 : 0)
  6. Zuschauer 8.636

Allez allez allez: c'est le son de l'année #13 (Teil 1)

Zwei Wochen nach der Tour in den Süden war diesmal die Kombination Auxerre und Troyes im Angebot. Auxerre im Burgund-Derby gegen Dijon und am nächsten Tag Saint-Étienne zu Gast in Troyes. Und das Ganze mit nur einer Übernachtung! Somit ging es am Freitagnachmittag zur Abwechslung mal wieder nach Dijon und von da aus weiter in Richtung Paris. Auf halber Strecke in die Hauptstadt dann ein letzter Umstieg in einem kleinen Nest namens Migennes und schon war das Tagesziel Auxerre erreicht. Als ich aus dem Bahnhof trat, kam ich mir erst mal vor wie im falschen Film. Ich wusste ja, dass Auxerre nur ungefähr so groß ist wie Bautzen. Hier sah es aber eher so aus wie in Niesky. Kaum ein Haus größer als zwei Stockwerke und die Straßen wie leergefegt. Und hier soll ein ehemaliger Meister und Pokalsieger beheimatet sein, der 32 Jahre lang erste Liga gespielt und über 100 Europapokalspiele bestritten hat? Auf den ersten Blick kaum zu glauben.

Als ich nach zehn Minuten am Ufer der Yonne angelangt war, änderte sich das Bild jedoch schlagartig. Auf dem gegenüberliegenden Ufer thronten im Abstand von nur wenigen hundert Metern gleich mal drei Kathedralen über der Stadt. Und zu deren Füßen lag die historische Altstadt, die mit vielen uralten Fachwerkhäusern aufwarten konnte. Das wusste schon eher zu gefallen. So sah ich mich noch ein bisschen um, bevor ich die Schritte in Richtung meiner Herberge lenkte. Heute stand ein weiteres Highlight meiner Hopperlaufbahn an, denn zum ersten Mal sollte in einer echten Pilgerherberge übernachtet werden. Nur 40 km südlich von Auxerre liegt der Wallfahrtsort Vézelay, wo eine der offiziellen Routen des Jakobsweges nach Santiago de Compostela beginnt. Daher ist Auxerre eine Durchgangsstation für diejenigen Pilger, deren Pilgerfahrt – wie sich das gehört – an der eigenen Haustür begonnen hat. Da war es dann nicht weiter verwunderlich, dass mich die Frau an der Rezeption – nachdem ich Dresden als Heimatort angegeben hatte – fragte, ob ich denn zu Fuß gekommen sei. Die sportliche Herausforderung würde mich ja durchaus reizen, aber die Zeit muss man eben auch erst mal haben. Außerdem bin ich ja bereits ein Art Pilger, immer auf der Suche nach dem wahren Erlebnis Stadion. Das Zimmer war entsprechend spartanisch eingerichtet. Bett und Stuhl, was will man mehr? Einziges Manko: man konnte nur von innen abschließen. Im Vertrauen auf die guten Christenmenschen ließ ich dennoch meinen Rucksack samt Laptop zurück und machte mich auf den Weg zum Stadion.

Beschäftigt man sich mit der Geschichte der AJ Auxerre, so kommt man an dem Namen Guy Roux nicht vorbei. Die französische Trainerlegende trainierte den Verein – mit kleinen Unterbrechungen – 44 Jahre lang und führte ihn aus den Niederungen des französischen Amateurfußballs bis aufs internationale Parkett. Mangels großer Sponsoren setzte er dabei als einer der ersten nur auf die Jugendarbeit und machte Auxerre zum Inbegriff des „Ausbildungsvereins“. Um die notorisch klammen Kassen zu füllen, setzte man unter seiner Regie zudem auf recht unkonventionelle Maßnahmen. So ließ man z.B. in der spielfreien Zeit den Rasen hochwachsen und verkaufte das Gras anschließend an die örtlichen Bauern. Die Ära Roux endete zwar vor 8 Jahren, doch sein Erbe ist weiterhin sichtbar. So passierte ich auf dem Weg zum Stadion etliche Trainingsplätze, auf denen die Cantonas, Cissés und Blancs der Zukunft gegen den Ball traten. Allerdings ist das Lebenswerk des Guy Roux momentan in akuter Gefahr. In nur wenigen Jahren schafften seine Nachfolger, den Klub tief in die roten Zahlen zu reiten. Vor wenigen Tagen gab nun die Finanzaufsichtskommission der Liga bekannt, dass er Verein in der nächsten Saison in der dritten Liga antreten muss, falls er nicht bis zum Saisonende irgendwoher fünf Millionen auftreibt. Da die Stadt Auxerre und das Departement Yonne bereits abgewunken haben, dürfte dies jedoch äußerst schwierig werden.

Es tut mir ja durchaus leid, dass hier ein weiterer Traditionsverein den Bach runter geht. Doch als ich an der Kasse vor die Wahl gestellt wurde, entweder 7€ für ein Studententicket auf der Hintertortribüne oder mehr als das Doppelte für einen Platz auf der Gegengeraden zu bezahlen, entschied ich mich natürlich für die billigere Variante – und landete am Ende trotzdem auf der Haupttribüne, da einer der Aufgänge kurzzeitig nicht bewacht war. Pardon, aber ich habe schon zuhause einen notorisch klammen Verein zu ernähren. Das Stadion war zu diesem Zeitpunkt noch völlig verwaist und füllte sich bis zum Anpfiff auch nur zu einem reichlichen Drittel. Während der Gästeblock mit rund 200 Leuten ganz gut gefüllt war, versammelten sich in der Heimkurve nur reichlich 50 Mann hinter einer einsamen „Auxerre“-Fahne. Als beide Teams vor einem Jahr in der ersten Liga aufeinandertrafen, hatte die Heimszene mit den Gruppen „Ultras Auxerre 1990“ und „Blue Angels 1998“ noch eine große Choreo über beide Ränge gezaubert. Mittlerweile dürfen beide Gruppen im Stadion weder ihre Fahnen aufhängen, noch irgendwelches Material einsetzen. Anlass hierfür war der letzte Spieltag der vergangenen Saison, als die bereits abgestiegenen Auxerrois im eigenen Stadion mit ansehen mussten, wie die Gäste aus Montpellier ihren ersten Meistertitel feierten. Das Spiel musste mehrfach unterbrochen werden, u.a. weil die Heimszene den Abstieg nach 32 Jahren erster Liga mit einer kleinen „RIP“-Pyroshow à la Cologne beging.

Somit war nicht viel mit Stimmung. Im Gästeblock war zwar immer Bewegung. Doch neben den Ultras der „Lingon’s Boys“ war eben auch der Normalo-Fanclub mit seinen Trommlern am Start, die schon beim Heimspiel in Dijon gut genervt hatten. Auch heute kannten sie kein Erbarmen und trommelten, was das Zeug hält. Somit blieb den „Lingon’s Boys“ nichts anderes übrig, als sich an die Bumm-Bumm-Standard-Lieder wie „Allez Dijon, tes supporters sont là!“ anzuschließen. Die paar Hanseln in der Heimkurve schienen auch noch uneinig zu sein, ob man nun boykottiert oder nicht, sodass nur die Hälfte die Arme hob. Alles in allem eine erbärmliche Kulisse. Auf Platz lief es nicht viel besser. Trotz einiger guter Möglichkeiten brachte es keine der beiden Mannschaften fertig, den Ball im Tor unterzubringen. Eigentlich hatte ich schon nach 20 Minuten genug von diesem Spiel und sehnte den Schlusspfiff herbei. Hinter der Gegengerade leuchteten die Flutlichtmasten eines Nebenplatzes. Da kam ich schon stark in Versuchung, zur Halbzeit zu gehen und mal nachzusehen, was da denn für ein Spiel läuft. Pflichtbewusst hielt ich dennoch bis zum Schlusspfiff durch und suchte dann schnell das Weite.

Unweit des Stadions hielt ich jedoch noch einmal an, denn von einer Hauswand grinste mich ein hässlicher Dortmund-Aufkleber an. Instinktiv wurde das Portemonnaie gezückt, das für Notfälle immer eine kleine Ration Sticker enthält. Kaum war die Missetat vollbracht, wurde ich plötzlich von zwei Jugendlichen gestellt. Für einen Moment schien es, als hätte ich gerade den entscheidenden Hopper-Fehler gemacht. Doch die beiden entpuppten sich als harmlos und wollten nur wissen, was mich denn nach Auxerre geführt hatte. Man kam ein wenig ins Gespräch und mir wurde bestätigt, dass die Ultras von Auxerre zwar im Stadion gewesen wären, sich aber größtenteils ruhig verhalten hätten. Da die beiden aber offensichtlich nicht zur Szene gehörten, verabschiedete ich mich kurz darauf und kehrte in meine einsame Pilgerzelle zurück.

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