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Racing Club de Strasbourg Alsace vs FC Mulhouse

  1. Datum 06.04.2013, 18.00 Uhr
  2. Ort Strasbourg
  3. Stadion Stade de la Meinau » Besuchte Spiele
  4. Liga 4. Liga F (CFA Groupe B)
  5. Ergebnis 0 : 0 (0 : 0)
  6. Zuschauer 20.444

Allez allez allez: c'est le son de l'année #14 (Teil 2)

Der nächste Tag begann recht entspannt. Der Zug nach Strasbourg fuhr erst halb zwölf, also wurde erst mal schön ausgeschlafen. Mit der Entspannung war es aber vorbei, als bei der Ankunft im Bahnhof eine Verspätung von einer dreiviertel Stunde angezeigt wurde. Nicht, dass das abendliche Elsass-Derby in Gefahr war. Aber vorher stand noch ein anderes Spiel auf dem Programm. Um 13 Uhr sollten die schwarz-gelben Helden gegen Pauli antreten und ich wollte natürlich nicht auf meine wöchentliche Portion Abstiegskampf verzichten. Da der Zug Straßburg planmäßig um kurz vor 1 erreichen sollte, war die erste Hälfte nun passé. Frustriert ließ ich mich im Bahnhofscafé nieder und fuhr den Rechner hoch, um erst mal irgendwo einzumarschieren. Die glorreichen sächsischen Truppen waren gerade dabei, der preußischen Armee eine weitere vernichtende Niederlage beizufügen, als mich plötzlich ein seltsames Gefühl überkam. Von meinem Platz aus konnte ich die Anzeigetafel nicht einsehen, aber was sollte sich schon groß geändert haben? Ich schaute trotzdem noch mal nach und siehe da, aus 45 waren plötzlich 5 Minuten geworden. Somit kamen die Preußen zunächst mit dem Schrecken davon, denn jetzt ging es in Windeseile auf den Bahnsteig.

Nach der Ankunft in Strasbourg wurde schnurstracks der Place de la Gare überquert und auf der gegenüberliegenden Seite beim Schachtelwirt eingekehrt. Schnell noch den Anstandsburger geholt, dann stieg ich die Wendeltreppe hinauf in das wundersame Reich des drahtlosen Netzwerkes. Dumm nur, dass man mein Vorhaben durchschaut und sämtliche Internetstreams blockiert hatte. Doch zum Glück nahm es das benachbarte ibis-Hotel nicht so genau und ließ mich am Geschehen im fernen Rudolf-Harbig-Stadion teilhaben. Es folgte eine wahre Achterbahn der Gefühle und spätestens beim 3:2 war mir egal, was der Rest der Fressbude von mir dachte. Einfach mal schön abgefeiert. Mit einem Dauergrinsen verließ ich das Etablissement und steuerte meine unweit des Bahnhofs gelegene Bleibe an. Viel Zeit zum Verschnaufen blieb nicht, denn für 15:00 Uhr hatten die Ultra Boys zum Treff auf dem Place d’Austerlitz mit anschließendem Marsch zum Stadion aufgerufen.

Gegen 15:30 Uhr erreichte ich den Ort des Geschehens, an dem sich schon reichlich blau-weiße Fans angesammelt hatten. Die meisten trugen bereits das blaue Mottoshirt mit dem alten „RCS“-Logo (Hintergrund: die Fans akzeptieren das neue Logo mit einem zusätzlichen „A“ für die Region Alsace nicht). Vor einer Kneipe auf der anderen Seite des Platzes hatte sich zudem die sportliche Fraktion gesammelt. Da ich zunächst etwas unentschlossen zwischen beiden Gruppen langlief, wurde ich natürlich sofort interessiert gemustert und suchte sicherheitshalber erst mal das Weite. Ich war mir nicht sicher, ob ich im Ernstfall einen überzeugenden badischen oder Berliner Akzent vortäuschen könnte. Dann besann ich mich auf die Lektion aus Kaiserslautern: der sicherste Platz im Umfeld eines fremden Mobs ist mittendrin. Also lief ich im zweiten Anlauf direkt rein in den Pulk, setzte mich dazu und lachte mit den anderen herzlich über die ersten Alkoholausfälle. Dann ging es los. Ein Ultra-Führer hielt eine kurze Ansprache nach dem Motto: „Benehmt euch, das ist unsere Stadt!“, dann setzte sich der Mob in Bewegung. Offenbar war die Botschaft nicht bei jedem angekommen, denn kaum wurden die ersten Bengalos gezündet, flogen auch haufenweise Böller durch die Gegend. Ständig blitzte es irgendwo grün auf, sodass ich kaum zum Fotografieren kam. Ansonsten lief alles in geregelten Bahnen. Es wurde eine Pause für ein „Humba“ eingelegt und ein weiteres Mal gestoppt, um sich hinter einem großen „Strasbourg“-Banner zu sammeln. Dann war auch schon das Stadion erreicht, wo heute für 10€ freie Platzwahl herrschte. Mich zog es auf die Gerade, die schon recht gut gefüllt war. Bei meinem ersten Besuch vor zweieinhalb Jahren – damals spielte Racing noch dritte Liga – hatten sich immerhin reichlich 6.000 Zuschauer im Stadion eingefunden. Heute sollten es am Ende über 20.000 werden, womit für die vierte französische Liga ein neuer Rekord aufgestellt wurde. Noch mehr Zuschauer, nämlich 33.224 – darunter auch schon die ersten Ultras, sahen am 28.08.1991 beim letzten Elsass-Derby im Stade de la Meinau einen 2:0-Sieg für Racing (Résumé RCS Mulhouse 1991-1992), die am Ende der Saison wieder in die erste Liga aufstiegen.

Aufsteigen wollen in diesem Jahr beide Mannschaften. In 26 Spielen haben Strasbourg und Mulhouse je 68 Punkte geholt und haben somit 8 Spieltage vor Schluss nur 5 Punkte Rückstand auf Raon-l’Étape, die den einzigen Aufstiegsplatz belegen. Wer gut im Kopfrechnen ist, dem wird aufgefallen sein, dass es sich bei Raon-l’Étape um eine viehschte Übermannschaft handeln muss, die so ziemlich jedes Spiel gewonnen hat. Weit gefehlt, denn für seine 73 Punkte brauchte der Spitzenreiter nur 13 Siege und 8 Unentschieden. Des Rätsels Lösung liegt in der seltsamen Zählweise im französischen Amateurfußball: pro Sieg gibt es 4, für ein Unentschieden 2 und bei einer Niederlage 1 Punkt. So kommt sogar der Tabellenletzte, Maccabi Paris, auf 51 Punkte. Hat bissl was vom Schulsport in den USA, wo auch der Letzte noch ne Medaille bekommt. Doch zurück zum Geschehen. Strasbourg zeigte zu Spielbeginn eine Choreo, die aus drei Teilen bestand. Im unteren Drittel des Eckblocks wurden zahlreiche Papptafeln hochgehalten, die zusammen das von zwei Löwen eingerahmte Stadtwappen ergaben. Ein ganz schönes Puzzlespiel, bis endlich alle Teile an der richtigen Stelle waren. Die Mitte des Blocks war von einer Plastefolie bedeckt, auf der ein großes geschwungenes „Strasbourg“-Banner und darüber die Silhouette der Stadt aufgemalt waren. Ein Stück der Folie reichte bis hoch ans Blockende und sollte wohl das Straßburger Münster darstellen. Im restlichen oberen Drittel des Blocks wurden dazu silberne Fähnchen geschwenkt und Wunderkerzen abgebrannt. Dazu vorm Block das Spruchband „Brille pour nous!“ („Glänze für uns!“). Hätte mit bissl Pyro bestimmt noch ein besseres Bild abgegeben, aber sah auch so schon gut aus. Vor allem als ein Luftstrom unter die Folie zog und das „Strasbourg“-Banner wirklich im Wind wehte.

Der Gästeblock war zur gleichen Zeit nur mit reichlich 50 Normalos besetzt. Das änderte sich kurz nach Anpfiff, als die Brigade Ultra mit wehenden Fahnen in den Block stürmte. Jetzt wurde es kurzzeitig etwas hektisch. Im Heimblock wurden Schmähgesänge gegen Mulhouse angestimmt und am anderen Ende der Gerade versuchte eine kleine Gruppe, zum Gästeblock vorzudringen. Aufgrund des Höhenunterschieds zwischen Gerade und Gästeblock und dem 4m hohen Trennzaun war der Versuch jedoch von vornherein zum Scheitern verurteilt. Danach entspannte sich die Lage auf den Rängen wieder, während es auf dem Platz hektisch wurde. Nach einer Ecke herrschte Konfusion im Strafraum von Mulhouse und der Ball wurde gerade noch so auf der Linie geklärt. Der Befreiungsschlag leitete einen direkten Konter ein und plötzlich lief ein Spieler von Mulhouse allein aufs Tor zu und wurde im letzten Moment im Strafraum von einem Verteidiger umgemäht. Der Schiri gab zwar Rot, verlegte den Tatort jedoch außerhalb des Strafraums. Somit blieb es bis zur Pause beim 0:0, Strasbourg musste nun aber eine Hälfte zu zehnt spielen.

Zu Beginn der zweiten Hälfte räumten die Ultra Boys den unteren Teil des Heimblocks und luden die Gäste per Spruchband dazu ein, in den nächsten 5 Minuten zu zeigen, dass sie existieren. Die Gäste ließen die Chance, sich akustisch bemerkbar zu machen, jedoch verstreichen und zeigten stattdessen eine kleine Choreo aus drei Blockfahnen – leider ebenfalls ohne Pyro. Als die Gnadenfrist verstrichen war, fragte Strasbourg erneut per Spruchband: „War das alles?“ und stürmte zurück in den Block. Dazu das dritte Spruchband: „Dann eben wir“. Der anschließende Support konnte sich wirklich sehen lassen und ging gut ins Ohr. Seit dem Hinspiel hatte ich ja nun schon so manches Spiel in Frankreich gesehen und so fiel jetzt schon sehr deutlich auf, wie deutsch der Support von Strasbourg eigentlich ist. Von den Rufen auf Deutsch („Jetzt geht’s los!“, „Auf Wiedersehen!“) mal abgesehen gibt es eine Vielzahl von Liedern aus Deutschland, die mit französischem Text gesungen werden. Das „Humba“ und das „Hurra, hurra…“ wurden ja bereits erwähnt, dazu kommen noch Gesänge wie „Steh auf, wenn du Straßburger bist“ oder „Wer nicht hüpft…“. Dazwischen mal wieder ein schönes „Allez!“, das ist schon ein cooler Mix.

Ich will eigentlich nichts Schlechtes über Mulhouse sagen, denn für so eine kleine Szene war das schon ein ganz ordentlicher Auftritt. Aber als dann im Gästeblock ein großes gedrucktes Banner präsentiert wurde, auf dem eine Pyroshow vom letzten Auswärtssieg in Strasbourg im Februar 1991 abgebildet war, das war dann doch schon ein bisschen lächerlich. Am Ende wurde es auch nichts mit dem nächsten Auswärtssieg in Strasbourg, denn Mulhouse schaffte es nicht, aus der Überzahl Profit zu schlagen. Somit blieb es am Ende beim torlosen Unentschieden. Für mich im Übrigen das siebte Remis in Folge, davon viermal 0:0 (und die Woche drauf sollte zum 60-jährigen der SGD in Berlin noch eins dazukommen). Strasbourg und Mulhouse bleiben jedoch beide im Rennen um den Aufstieg in die National. Somit könnte es eine ganze Zeit dauern, bis es wieder zum großen Elsass-Derby kommt. Ich bin froh, dieses Derby in beiden Stadien gesehen zu haben und kann es nur wärmstens weiterempfehlen.

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