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Wir lassen uns nicht wegschicken!

Es war wieder soweit. Ein riesiges Groundhopping-Wochenende sollte uns ins tiefste Tschechien zu zwei Knallerspielen unbeschreiblichen Ausmaßes führen. Mit Thomas' vier Rädern unterm Arsch und vier Kreisen auf dem Kühlergrill brach man Samstagmorgen auf und war keine 1,5 Stunden später auch schon da. Also doch keine riesige Tour, auch nicht tiefstes Tschechenland, sondern direkt hinter der Grenze und die Spiele keine Stimmungsknaller. Zumindest die Stadien waren aber geil, ein 10.000er und ein 20.000er in Liga 2 und 3. Der Doppler Chomutov + Most stand an, also das „Hurra-ich-bin-ein-Groundhopper“- Programm. Nun, das muss man ja auch mal gemacht haben...

Am Morgen nach dem sehr alkoholischen Sachsen-Anhalt Sandersdorf – Wolfen und einer langen Nacht erwachte ich gegen zehn vor acht aus dem Koma. Um acht sollte ich auf der Straße sein, wo Thomas angerollt kommen wollte. Mein Kopf einer Explosion nahe, machte meine Nachbarin mich noch darauf aufmerksam, meinen Reisepass nicht zu vergessen, weil ohne nicht ausreisen kann... Eigentlich klar, aber dank meiner Fertigkeit hatte ich diese Information auch direkt wieder vergessen. Sie fiel mir erst nach halbstündiger Fahrt der Grenze nahe wieder ein. Thomas war begeistert, ich auch, aber da wir nicht mehr zu viel Zeit hatten, nahmen wir das Risiko auf uns. Mein Chauffeur erzählte von seinem gerade gewesenen Ungarn-Besuch, inklusive Fradi – Feyenoord, und wir bretterten weiter Richtung Grenzübergang. Dort schaffte es mein Fahrer, meinen Ausweis so geschickt hinter seinem zu platzieren, dass die deutschen Grenzer ihn gar nicht sahen. Der Tscheche betrachtete das Teil zwar leicht entsetzt, peilte aber nix und ließ uns durch. Geld gewechselt und weiter nach Chomutov, mit der Zeit als Gegner. Denn ziemlich genau die halbe Stunde, die Thomas zu spät bei mir aufkreuzte, fehlte uns nun doch. Aber „draufgekackt“ - irgendwann waren wir in Chomutov und mussten nur noch das Stadion finden. Nur! Kein einziger Dorfbewohner hatte nämlich die leiseste Ahnung, wo der Ball rollt. Im Eisstadion jedenfalls nicht und als uns Auskunftstscheche Nr. 3 wieder völlig woanders hinschicken wollte, hatten wir keinen Bock mehr und fuhren unseren eigenen Weg. Dieser war auch nicht allzu lang, denn ca. 100 Meter die Straße rauf lag das Stadion Letni. Gut, dass uns der Volldepp ans andere Ende von Chomutov dirigieren wollte - aber wir lassen uns nicht wegschicken!

Um die 30. Minute fiel man ins Stadion ein - Tor auf - Kassen zu. Aber da wir schon mal hier waren, brauchten wir auch Tickets und Programme. Wie verließen also auf der anderen Seite das Gelände und kamen zufrieden und um je einen Euro ärmer zurück, was den Ordnern einen verwirrten Blick ins Gesicht zauberte. Mit lecker Pivo machte man es sich im VIP-Bereich der überdachten Haupttribüne gemütlich und betrachtete das Spiel, das schon 1-1 stand. War nix dolles, Stimmung gab es bei geschätzten 300 Zuschauern nicht, aber als 20 Minuten vor Schluss Aggressivität in die Partie kam, wurde es doch lauter und das Geschehen auf dem Rasen unterhaltsamer. Es gab einige bessere Chancen, nur ein Tor bekamen wir nicht mehr zusehen.

der Budapester