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Irland vs Slowakei

  1. Datum 28.03.2007, 19.45 Uhr
  2. Ort Dublin
  3. Stadion Croke Park » Besuchte Spiele
  4. Liga EM-Qualifik.
  5. Ergebnis 1 : 0 (1 : 0)
  6. Zuschauer 71.297

Irischer Frühling

Viel Zeit zum Hadern blieb nach dem verpatzten Wuppertalspiel in dieser "englischen" Regionalligawoche nicht, schon für Freitag stand unser Ausflug ins Westfalenstadion an und die Zeit zwischendurch sollte auch noch sinnvoll genutzt werden. So kam der Vorschlag für einen Abstecher zum EM-Qualifikationsspiel Irland - Slowakei ganz gelegen. Wobei hier hauptsächlich die Spielstätte, der Croke Park in Dublin, eine nahezu verführerische Wirkung entfaltete. Öffnete doch das mit 82.300 Plätzen viertgrößte Stadion in der EU und DIE Kathedrale des irischen Sports in diesem Jahr und damit seit fast einem Jahrhundert die Pforten erstmals für den Fußball.

Nach seiner Übernahme durch die Gaelic Athletic Association (GAA) im Jahre 1913 war der Croke Park allen nicht-irischen Sportarten - womit insbesondere die "englischen" Mannschaftsspiele Rugby, Fußball und Cricket gemeint waren - verschlossen geblieben. So wurde das nach einem der GAA-Gründer Erzbischof Croke benannte Stadion ausschließlich für die Finalspiele im Hurling (einer Art Eishockey auf dem Rasen) und Gaelic Football (einer Mischung aus Fußball und Rugby), die jährlichen International Rules Football Spiele gegen Australien sowie seit den 1990ern vereinzelt auch für American Football genutzt. Die Partien der irischen Fußball- und Rugby-Nationalmannschaften mussten hingegen im wesentlich kleineren und baufälligen Stadion an der Lansdowne Road ausgetragen werden. So scheiterte auch die gemeinsame Bewerbung Schottlands und der Republik Irlands um die UEFA-Fußball-EM 2008 nicht zuletzt an der Weigerung der GAA, den Croke Park für dieses Turnier zur Verfügung zu stellen.

Erst mit der zeitweiligen Schließung des Lansdowne Road-Stadions aufgrund dessen Umbaus wuchs der öffentlichen Druck so stark, so dass die Mitglieder der GAA im Jahre 2005 einer vorübergehenden Öffnung ihrer Heimstätte für andere Sportarten zustimmten. Somit können im Jahre 2007 nun erstmals zwei internationale Rugby-Spiele im Six-Nations-Turnier und vier Partien der Qualifikation zur EURO 2008, darunter auch das Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Irland am 13. Oktober 2007, im Croke Park stattfinden. Für 2008 wurden jüngst noch zwei Fußball-WM-Qualifikationsspiele und drei Rugby-Partien angekündigt – anschließend sollen beide Sportarten aber wieder aus dem Stadion verbannt werden. Grund genug also für eine Stippvisite in der irischen Hauptstadt.

Dublin sollte per Flugzeug angesteuert werden. Der Preis für den Hin- und Rückflug ab Berlin lag zwischen 80,00 und 120,00 EUR, je nach Zeitpunkt der Buchung. Wäre wohl noch etwas billiger möglich gewesen, aber da wir uns nicht zu der Kategorie von Fußballreisenden zählen, die ihre Spiele penibel mindestens sechs Monate im Voraus festzurren, war's okay. Und wer sich in 'ner C-Klasse zum Auswärtsspiel nach Ahlen aufmacht, heult auch über einen Flugschein nicht lange rum. Um am nächsten Morgen pünktlich nach Schönefeld los zu kommen, sammelte ich Teil 1 der Reisegruppe (gossnjunge, Scooby und Forst) schon gleich nach Abpfiff des Wuppertalspiels im Rudolf-Harbig-Stadion ein. Einige Bier und etwas Schlaf später konnte ich meine Logisgäste mit einem höchstpersönlich kreierten Frühstück aus ihren Träumen reißen. Zwar noch nicht wirklich wach, ging es in zügiger Fahrt von Dresden an den südlichen Rand der Hauptstadt. Dort musste man noch den Avier möglichst kostenneutral abstellen. Die Gemeinde Schönefeld scheint ausgesprochen kreativ zu sein, wenn es um die Verteilung von Knöllchen geht, wie man an den Windschutzscheiben erkennen konnte. Nun bin ich auch nicht erst seit gestern im Auto unterwegs, aber um auf einige der geahndeten Parkverstöße zu kommen, musste man schon ’ne Weile überlegen. So zum Beispiel, das Abstellen des Gefährts mit zwei Rädern auf einem nur gedachten Gehweg neben der Fahrbahn oder weil eine im Bau befindliche Trasse (ohne jegliche Verbotsschilder und geschätzte Verkehrsfreigabe in zwei Jahren) rechtlich offensichtlich bereits heute als Autobahnzufahrt gewidmet ist. Im zweiten Anlauf war ein mir genehmer Abstellplatz für unsere Karre aber gefunden und keine 10 Minuten später per Pedes das Terminal erreicht. Dort konnte man Teil 2 der Reisegruppe (Massa, Stefka, Bekka) begrüßen. Flug bot dann alles, was man von einem Low-Cost-Carrier verlangt, also nichts - von der Mindestanforderung, die Maschine am gewünschten Zielort wieder verlassen zu können, mal abgesehen.

Gegen 11 Uhr war Dublin erreicht, wo es als erstes den Zugang zum abendlichen Spektakel zu klären galt. Der Heimbereich des Croke Park mit seinen für heute zugelassenen 67.000 Plätzen war seit Wochen ausverkauft, da aber der slowakische Verband das ihm theoretisch zustehende Kontingent (der nördliche Hintertorbereich bietet bei EM-Spielen Platz für bis zu 6.500 Zuschauer) mit Sicherheit nicht ausschöpfen würde, spekulierten wir auf entsprechende Restkarten. Diese sollten, so die Information der Football Association of Ireland (FAI), direkt am Verbandssitz Merrion Square verkauft werden. Der Irish Independent im Flugzeug bestätigte diese Theorie, meinte aber auch, dass da um 12 Uhr Schluss mit lustig wäre. Per Bus ging es quer durch Dublin und erst gegen halb 1 war der Merrion Square erreicht. Der Sitz des irischen Verbandes entspricht dem, was man sich unter gutbürgerlichen Häusern auf der Insel vorstellt. Wäre da nicht ein Schild an der Tür, würde man dran vorbeilaufen. Heute allerdings nicht, denn eine ca. 50 m lange Warteschlange ließ erkennen, dass man auch nach Ablauf der regulären Öffnungszeiten gewillt war, die letzten Tickets fürs abendliche Match unters Volk zu bringen. Also eingereiht und gehofft, das "Sold out" möge erst die nach uns Stehenden treffen. Um die Wartezeit noch sinnvoll zu nutzen, wurden zwei Mitglieder der Reisegruppe zum Bierholen geschickt, die kamen allerdings nach 'ner halben Stunde mit leeren Händen zurück. In Dublin, so die Erkenntnis, hat nicht jeder Lebensmittelverkäufer die Lizenz, den Gestensaft zu vertreiben. Dafür konnten wir nach weiteren 20 Minuten 350,00 EUR gegen sieben Eintrittsberechtigungen für den ersehnten Kick eintauschen. Wie viele der Wartenden nach uns noch glücklich wurden, lässt sich schwer einschätzen, aber sehr viel später hätten wir kaum hier sein dürfen.

Nach der Pflicht kam nun die Kür, sprich Sightseeing in Dublin, wozu man sich in zwei Gruppen teilte, man muss ja nicht über Gebühr auffallen. Nach etwas Suchen war auch ein Händler mit der Lizenz zum Bierverkauf gefunden und so konnte der Eilmarsch durch die City mal mit 'ner diskreten (weil Alkoholverbot in der Öffentlichkeit) Pause am Ufer der Liffey unterbrochen werden. Meine Anregung, mal noch einem Blick auf die Lansdowne Road zu werfen, stieß leider auf taube Ohren. Etwas Groundspotting stand dennoch auf dem Programm, galt es der bei der Einfahrt nach Dublin aus dem Bus erspähten Tribüne einen Besuch abzustatten. Die stellte sich als zum Tolka Park gehörig heraus, der Heimstätte des amtierenden irischen Meisters Shelbourne FC. Ihren Titel können die Shels dort allerdings nicht verteidigen, nach Lizenzentzug für die Premier Division spielt der dreizehnfache Meister die Saison 2007 nur zweitklassig. Der Tolka Park war leider verriegelt, so dass wir nur ein paar Blicke von außen erhaschten.

Dafür hatte zwischenzeitlich der Croke Park seine Tore geöffnet und man konnte die zwischen 1991 und 2005 in vier Phasen zu einem hypermodernen Stadion mit 82.300 Plätzen umgebaute Kultstätte des keltischen Sports endlich betreten. Das bei weitem größte Stadion Irlands präsentiert sich dreirangig überdacht, lediglich der nördliche Hintertorbereich "Hill 16" ist mit nur einem Rang versehen und ohne schützenden Oberbau. Dort befinden sich auch die letzten Stehplätze - freilich nicht heute, denn bei EM-Qualifikationsspielen sind bekanntlich nur sitzende Zuschauer geduldet. Hill 16 verdankt seinen Namen übrigens der Tatsache, ursprünglich aus dem Schutt des Osteraufstandes 1916 errichtet worden zu sein. Ebenso geschichtsträchtig ist auch ein zweiter Zuschauerbereich, der "Hogan Stand". 1920 reagierte das englische Militär auf ein Attentat der IRA mit einem Vergeltungsschlag, der Croke Park wurde während eines Gaelic Football-Spiels zum Schauplatz eines Massakers, der "Bloody Sunday" kostete 13 Menschen, darunter dem Football-Spieler Michael Hogan, das Leben.

Genug der Geschichte und alle Aufmerksamkeit der Partie. Die verfolgten an diesem Mittwochabend 71.297 Zuschauer, darunter ca. 1.000 agile Gäste aus der Slowakei. Die Stimmung war insgesamt ganz okay, wobei die frühe Führung Iren sicher förderlich wirkte. Und wenn man hinzurechnet, dass es nach der Partie Irland-Wales vier Tage zuvor an gleicher Stelle erst das zweite Mal in der Geschichte war, dass 70.000 Iren gemeinsam ein Fußballspiel ihrer Nationalelf schauten, kann man mit der Atmosphäre schon zufrieden sein. Mein irischer Nachbar verstand übrigens unsere Sprache nicht und hielt uns für Slowaken. Ansonsten zeigte er sich aber gut informiert und wollte gar noch erfahren, wo Deutschland denn heute spielt...

Nach dem Abpfiff suchten wir uns dann einen Pub, um das irische Nachtleben anzutesten. Utopisch lange hielt man es da aber nicht aus, der Tag hatte seine Spuren hinterlassen und 4,80 EUR pro Pint sind nun auch nicht so konsumfördernd. Per Bus ging es zum Flughafen, wo man den Rest der Reisegruppe sichtete und bemüht war, sitzend oder gleich aufm Fußboden liegend ein paar Stunden Schlaf zu erhaschen. Ab 4 Uhr konnten wir einchecken und zwei Stunden später hob die Ryanair-Maschine in Richtung Schönfeld ab. Auto dort ohne Knöllchen bestiegen, war man zum Mittagessen zufrieden zurück in Elbflorenz.

Thomas

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