FC Barcelona vs RCD Espanyol
- Datum 06.01.2013, 19.00 Uhr
- Ort Barcelona
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- Liga 1. Liga Spanien (Primera División)
- Ergebnis 4 : 0 (4 : 0)
- Zuschauer 73.760
Més que un club
Es ist mittlerweile schon zur Tradition geworden, das Jahr mit einer Tour mit etwas mehr Aufwand zu eröffnen. Ab Mitte November machte man sich konkrete Gedanken, wo es hingehen könnte. Neben diversen anderen Optionen wurde das oben genannte Spiel der Primera División nie aus den Augen verloren. Ein wahrer Klassiker nicht nur das Stadion, sondern auch dieser weltbekannte und in den letzten 20 Jahren sehr erfolgreiche Verein mit Spielern, die auch meine Oma kennt. Weggefährte war der Herausgeber der Seite; manche sagen ja häufig erstmal grob zu und dann doch nix. Dieses Jahr entfiel dies wenigstens schon mal. Zudem sollte für Thomas und mich noch ein Länderpunkt herausspringen. Aufgrund fehlender Urlaubsfreigabe konnte der Flug dann erst drei Wochen vorher gebucht werden. Thomas übernahm das Ordern der Eintrittskarten, die in der billigsten Kategorie mit je 57,00 Euro zu Buche schlugen. Um die Unterkunft sollte ich mich kümmern. Dies tat ich in Absprache mit Thomas und so fanden wir ein 2-Sterne-Hotel zu einem Preis von ebenfalls 57,00 Euro pro Nase für 2 Nächte mit Frühstück. Etwas skeptisch waren wir, ob Zimmer und Frühstück auch halten würden, was die Beschreibung versprach.Na, da konnte es ja los gehen! Bei mir zu Hause um 5.00 Uhr gestartet, gegen 6.00 Uhr Thomas in Dresden eingesammelt, auf die A13 eingefädelt und 07.30 Uhr das Auto in Schönefeld abgestellt. Mit Bierfrühstück in der Hand zum Schalter und meine Bordkarte erhalten. Noch kurz eine Szene aus „Kevin allein zu Haus“ nachgestellt, was Thomas nicht so ganz gefiel, weil ich die Hauptrolle spielte. Beim nächsten Mal vielleicht mit Thomas oder doch noch auf dieser Tour? Na ja, der Flieger hob ab mit mir in der 1. Reihe. Ich holte mir noch `ne Mütze Schlaf. Als das gezwungenermaßen beendet wurde, setzten wir auch schon zum Landen an. Bei sonnigen 16 Grad machten wir uns per Zug und Metro auf den Weg zum Hotel, das sich nicht weit von der Station Monumental befinden sollte. Ich wieder in der Hauptrolle vorne weg und parallel zur richtigen Straße „marschiert“; nach 20 Minuten hatten wir es dann doch gefunden. Schon an der Rezeption merkte ich, dass Spanier sehr gastfreundlich und sympathisch sind. Rein ins Zimmer, das die Erwartungen voll erfülle. Kurz ausgeruht und dann ums Wesentliche, die Stadionerkundung, gekümmert. Das Camp Nou liegt etwas außerhalb des Zentrums und ist per Metro zu erreichen. Von außen gar nicht so hoch, weil es schätzungsweise bis Mitte des 2. Ranges in die Erde gebaut ist. Etwa 300 - 400 Menschen tummelten sich hier einen Tag vor dem Spiel auf dem Gelände, das auch einen riesigen Fanshop über zwei Etagen und das Fußballmuseum des FC Barcelona beheimatet. Schnell wurde klar, dass hier heute ein Blick ins Stadion nur auf offiziellem Weg möglich ist und so löhnten wir zu unseren vorbestellten Karten noch jeweils 23,00 Euro für einen Camp Nou-Rundgang . Unerfreulich, zumindest war die Tour zeitlich unbegrenzt und man konnte auch ins Museum. Eine größere Gruppe von Niederländern machte durch ihr Organ mal wieder penetrant auf sich aufmerksam, wer weiß, vielleicht Verwandte von Johan Cruyff!? Der anschließende Versuch, das größte Stadion Europas noch mal zu umrunden, wurde uns dann natürlich verwehrt.
Auf der Suche nach etwas Richtigem zum Beißen war es blanker Zufall, dass wir an der „Plaça de Catalunya“ aus der Metro stiegen. Verwunderung - warum warteten hier so viele Menschen? Die Lösung: In Kürze sollte der traditionelle Umzug der Heiligen Drei Könige beginnen. Einfach nur Wahnsinn, was uns da über eine Stunde geboten wurde. Beeindruckt ging es zurück zum Hotel, vorher noch günstig Bier und Pizza organisiert. Mit dem Tag in den Knochen auf das Bett gelegt, das Gekaufte verzehrt und mit Vorfreude auf den nächsten Tag die Augen geschlossen. Gut genächtigt, fand man über eine Dusche und ein Frühstück, was unsere Hotelbewertung nach oben schnellen ließ, gemächlich in die Spur und konnte die 2, 3 wichtigsten Sehenswürdigkeiten genauer unter die Lupe nehmen. Die Basilika „Sagrada Familia“ machte den Auftakt. Schon seit ca. 100 Jahren baut man an dieser Kirche und ein Ende scheint noch nicht so recht in Sicht. Weiter ging es an den Hafen zur imposanten Statue von Christoph Kolumbus. Ein paar nett angelegte Straßenränder mit Palmen waren der Anlass, noch ein paar Momente im Hafen zu verweilen. Die La Rambla ist die große Einkaufs- und Restaurantmeile der Stadt und endet an der Stelle, wo wir den Abend zuvor die Parade der Heiligen Drei Könige miterlebt hatten. Hier findet man auch den Brunnen der Wiederkehr; mein treuer Weggefährte hielt es für nötig, einen Schluck zu nehmen. Mal sehen, ob er noch einen Grund haben wird, nach Barcelona zurückzukehren. Im Gotischen Viertel u.a. noch die Kathedrale der heiligen Eulàlia und den Königsplatz gestreift. Zusammenfassend eine Stadt, die einen Besuch wirklich wert ist. Gar nicht mal so schmutzig, wie man das vielleicht aus anderen Städten im Süden Europas gewohnt ist. Nicht zu vergessen mit 1,6 Mio. Einwohnern die zweitgrößte Metropole Spaniens und Hauptstadt Kataloniens. Das war erst mal ausreichend Kultur und Grund genug, auch die spanische Küche näher kennenzulernen. Nach einem ordentlichen Menü mit Tapas & Paellas sowie einem genießbaren Glas Bier waren wir wieder ausreichend gestärkt für den Hauptgrund unserer Reise. Zurück im Hotel kurz frisch gemacht und die Dinge mitgenommen, die man für ein Fußballspiel halt so braucht… Mit der Metro denselben Weg genommen wie tags zuvor. Beim Gang zum Stadion fiel auf, dass hier mindestens doppelt so viele Busse angerollt kamen, wie 2004 von Dynamo in Uerdingen. Utopisch! Noch ein paar Bilder fürs Familienalbum gemacht und schon mal die Karten rausgeholt. Uuuppps! Als Thomas sein Ticket anschaut, trifft ihn der Schlag als er das vom Stadionrundgang in den Händen hält. Das sieht genauso aus, hatte lediglich eine andere Aufschrift. Tja was soll man dazu sagen? Geschwind rannte er zurück zur Metro und versuchte sein Glück, rechtzeitig wieder hier zu sein. Es waren ja noch ca.50 Minuten, bis Messi & Co. mit ihrer Vorstellung begannen. Ich will mir nicht ausmalen, was ich in dem Moment der Verzweiflung getan hätte. Ich schätze mal, mitten auf dem Bürgersteig wohl angefangen zu heulen.
Ohne überspitzt oder aufgesetzt wirken zu wollen: Das Stadion kenne ich seit meiner Kindheit und JA es gab hier auch mal ein Spiel, nach dem ich einige Tränen vergoss. Mehr sage ich dazu aber nicht. In jedem Fall ein Meilenstein, nicht nur für Thomas und Erlebnis Stadion. Unsere Plätze waren irgendwo zwischen Hintertortribüne und Gegengerade. Ein paar Blöcke links neben dem Leitspruch „Més que un club“ (Mehr als ein Verein). Der entstand dadurch, dass Barcelona und Katalonien schon immer im Clinch mit der Hauptstadt standen und insbesondere während der Franco-Diktatur nach Unabhängigkeit strebten. Der FC Barcelona galt als unbewaffnete Armee. In letzter Zeit sank der Zuschauerschnitt etwas, so dass auch heute zum Stadtderby, wenn man es vorsichtig mal so bezeichnen darf, eine randvolle Schüssel kaum zu erwarten war. Bei der allgemeinen Situation der Iberer vielleicht auch kein Wunder, dass weniger kommen. Um es vorweg zu nehmen: Es war trotzdem mein persönlicher Zuschauerrekord. Die Stars von Barca machten sich warm und ich musste dieses gewaltige Ding erstmal realisieren. Der Anstoß rückte näher und hinterm Tor auf der rechten Seite neben der Haupttribüne erkannte man einen Stimmungshaufen von ca. 100-150 Leuten, die per Spruchband auf sich aufmerksam machten und auch ein paar Schwenkelemente parat hatten. Die richtigen Ultras von Barcelona haben seit 2003 allerdings Stadionverbot. Daraus konnte man schon erahnen, dass hier mit Stimmung nicht viel sein wird. So war es dann auch. Nur bei Toren wurde es mal laut und anfangs zur Hymne stimmten ein paar mit ein. Thomas fand mittlerweile auch den Weg ins Stadion und war sichtlich gezeichnet von der letzten Stunde. Nach 29 Minuten verbuchte der FCB schon 4 Tore auf der Habenseite und Lionel Andrés Messi hatte ebenfalls beigetragen, seinen Rekord von 91 Toren zu knacken. Einen Tag später wurde der Argentinier, der mittlerweile auch einen spanischen Pass hat, zum 4. Mal in Folge zum Weltfußballer des Jahres gekürt. Schon Wahnsinn, was der Typ in Sachen Ballbehandlung, Spielintelligenz und Schusstechnik so drauf hat. Barca konnte jetzt einen Gang herausnehmen und wir begaben uns ganz nach oben, wo es einen Weg zwischen beiden Anzeigetafeln gibt, der uns noch ein paar andere Blickwinkel ermöglichte. Ein Lied kam noch, was von dem 100er-Stimmungshaufen angestimmt wurde und einige Tausend im Rund stiegen mit ein. Das ging schon gut rein. Das Spiel neigte sich dem Ende und man genoss die letzten Minuten zusehends. So schnell werde ich hier nicht noch mal herkommen, da unser Verein zu meinen Lebzeiten wohl kaum auf diese Elf treffen wird. Noch ein paar Schnappschüsse vom leeren Stadion gemacht.
An der Straßenecke, die Thomas sein Leben lang nicht mehr vergessen wird, fanden wir uns wieder. Mit der Metro sollte es jetzt in das Bar- und Kneipenviertel gehen. Jahreszeit, Sonntag und dazu noch der Dreikönigstag waren wohl der Grund, dass hier nicht so viel los war. Trotzdem fanden wir eine kleine Bar, wo man uns einen schmackhaften Mojito mixte. In der nächsten Lokalität noch einen für Barcelona typischen Gin Tónica - eher was für Thomas - aus dem Ballonglas genippt, dann waren wir doch leicht angeschlagen und wollten nur noch zurück ins Hotel. Die Metrolinie, die wir brauchten, hatte allerdings schon geschlossen und stumpf nutzten wir jetzt das Taxi, das uns direkt vor die Herberge brachte. Nach einem letztem Estrella Damm schlossen wir die Augen und wachten nach knapp fünf Stunden zum Frühstück wieder auf. Gut gestärkt die sieben Sachen gepackt, ausgecheckt und direkt zum Flughafen begeben. Durch die straffe Programmplanung war die Zeit bis zum Abflug nun deutlich weniger als eine Stunde und es wäre fast noch zur Verwirklichung von „Marc allein in Barcelona“ gekommen. Den Flieger doch noch entspannt geentert und in luftiger Höhe einen traumhaften Blick auf die Stadt Nizza genossen. Ohne Probleme setzte die Maschine in Schönefeld auf, wo uns die Schlagzeile empfing, dass die Eröffnung des neuen BER-Flughafens erneut verschoben werden muss. Aber wer braucht diesen Pannen-Airport schon? Wir jedenfalls nicht auf. In der Nähe unseres (kostenneutralen) Parkplatzes nahmen wir noch das Angebot eines günstigen Mittagessens in Anspruch und rollten durch das Nieselwetter zurück nach Elbflorenz. Fazit: Ein wahrer Klassiker konnte gekreuzt werden, das Erwartete trat in vielerlei Hinsicht ein, alles hat letztlich reibungslos geklappt und man ist erst einmal wieder ein wenig gesättigt in Sachen Reisen zum Fußball.
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