FC Banik Ostrava vs FK Dukla Praha
- Datum 30.05.2015, 17.15 Uhr
- Ort Ostrava
- Stadion Stadion Bazaly » Fotos, Informationen & Anfahrt » Besuchte Spiele
- Liga 1. Liga CZ
- Ergebnis 1 : 1 (1 : 0)
- Zuschauer 10.340
Pokalfinale, Abstiegsangst und Stadionabschied - Teil 3
Morgens in Bielsko-Biala aufgewacht, entschieden wir uns, doch einen Bus später zu nehmen. Genug Zeit hatten wir ja. Unterdessen würde auch das tolle Center von Interpalm aufmachen, da könnte man es nochmal mit Fahrkarten probieren. Natürlich war wieder die Dame vom Vortag da, dafür aber noch vor der Öffnungszeit. Diesmal hatte ich mich aber mit einem Zettel der wichtigsten Infos und wenigen polnischen Worten vorbereitet. Nachdem sie Ewigkeiten mit irgendeinem Jugendlichen im Büro quatschte, wo man in der Zwischenzeit die hängenden Kalender von 2013 und die USA-Flagge bewundern konnte, reichte ein dreistes Hinstellen mit bösem Blick, dass sie mal kurz unterbrach. Ob der Junge irgendwas wollte oder er einfach mal die Omi besuchte….es konnte alles sein. Schließlich funktionierte die Idee mit dem Zettel wunderbar und nach zwei Minuten hielt ich die beiden zusammengetackerten Fahrkarten in Form von Supermarkt-Kassenzetteln in den Händen.Nach etwas Rätselraten, wo denn der Bus nun genau halten würde, waren wir uns ziemlich sicher, dass er in beide Richtungen die Tankstelle nutzen würde, da wir dort auch den Schriftzug „BUS“ auf dem Boden entdeckten. Trotz großem Bus-Bahnhof und zwei weiteren Haltestellen direkt vor Ort hielt der Bus tatsächlich an der erwarteten Stelle. Über die polnischen Dörfer brachte dieser uns in die Grenzstadt Cieszyn. Von da aus liefen wir über die polnisch-tschechische Grenze und den Fluss Olsa nach Český Těšín. Da wir den Bus später nahmen, wussten wir, dass wir keine Direktverbindung bekommen würden. Jedoch konnte der Bahnhof weder mit Verbindungsplänen noch mit Automaten dienen. Die Fahrkarten wurden daher am Schalter gekauft und mit halbem gut Glück ein Zug gewählt. Umstieg gab es in Bohumin, kurz vor Ostrava, wo der Zug zum Hlavní nádraží am selben Bahnsteig zur Abfahrt bereit stand. Da angekommen war das Hotel nur zwei Geh-Minuten entfernt. Schon dort entdeckte man die ersten Banik-Fans, welche teilweise grölend durch die Gegend zogen oder die Straßenbahnen bestiegen.
Nach dem Check-In im Hotel fuhren wir mit dem Bus zum Stadion Bazaly. Dieser musste aufgrund des Fanmarsches, den Banik veranstaltete, einen konspirativen Weg einschlagen und machte dann mitten auf der Straße einfach die Türen auf. Da waren wir dann - über dem Bazaly am Haupteingang. Das Stadion der Mythen, Geschichten und auch schon heftigster Randale. Nach 59 Jahren sollte heute nun der letzte Ritt geschehen. Wir wollten auf der Haupttribüne Platz nehmen. Als wir einmal um das halbe Stadion herum liefen, kam uns auch der gesamte Fanmarsch entgegen. Augen zu und durch. Vor der Haupttribüne wurden die Gestalten immer übler. Banik ist für Tschechien echt eine Hausmarke und qualitativ kann da auch in Deutschland keiner mithalten. Eigentlich so, wie man sich den typischen polnischen Verein mit starker Hool-Szene vorstellt. Mit mulmigem Gefühl keinen richtigen Eingang gefunden und irgendwo nur „vyprodáno“ – ausverkauft - entdeckt, gingen wir wieder zum Haupteingang. Dort sahen die Gestalten, die vom Fanmarsch gekommen sind, auch nicht besser aus. Viele Kibice aus Katowice (Freundschaft GKS-Banik) waren zum heutigen Abschied ebenfalls gekommen. An der Kasse mussten dann wieder die Ausweise vorgelegt werden mit denen wir dann die Eintrittskarten in Form von einfach ausgedruckten A5-Zetteln in Empfang nehmen konnten. Der Ausweis musste hier, nicht wie in Bielsko-Biala, auch am Eingang vorgezeigt werden. In der Zwischenzeit hatte es angefangen heftig zu regnen, was mit der Zeit echt kalt wurde und man natürlich dickere Klamotten bzw. die Jacke im Hotel gelassen hat, da man im prasselnden Sonnenschein und Hitze los ging. Dies muss zum Abschied wohl nochmal sein. Richtig nass werden, richtig frieren, kein Dach – einfach der Witterung ausgesetzt. So nervig und ekelhaft, wie die Situation war, so abgebibbert, wie man sich hat, so geil war es aber gleichzeitig auch. Dieses Gefühl eines echten Fußballstadions.
Eigentlich boykottiert die Fanszene von Banik seit Monaten die Heimspiele. Heute wurde jedoch nochmal alles in Stadion mobilisiert. Schon weit vor Anpfiff schallten Gesänge durch das Rund, viele auch zur reinen Huldigung des Stadions. Noch nie so erlebt habe ich, dass die Mannschaft extra für die eigene Vereinshymne auf den Rasen kommt und sich in der Mitte aufstellt, die Hymne mit den Fans singt und danach schnell wieder in die Kabine zurück ging, um rechtzeitig zum Einlaufen bereit zu sein.
Von Anfang an gab es immer mal wieder irgendwo eine Rauchbombe oder mal einen Blinker zu sehen. Zur 30. Minute gingen auf der großen Gegentribüne, die mit den Lettern F-C-B verziert ist, fünf Folienbahnen nach oben, welche das Stadion huldigten. Dazu wurden Fahnen geschwenkt und Rauch gezündet. Der Fanblock zeigte kurz vor der Halbzeit eine Doppelseitige Choreo mit Zetteln und dem Banik-Logo in der Mitte. Einmal Blau-Weiß und dann Schwarz-Gelb mit dem Spruch „Navzdy Slezskym Klubem“ – Schlesische Clubs für immer!
In der zweiten Halbzeit nahm alles nochmals mehr Fahrt auf. Pyrotechnik wurde in immer kürzeren Abständen gezündet, auch Böller flogen. Einiges flog auch auf dem Platz. Danach, pünktlich zur 59. Minute (59 Jahre Bazaly) stiegen massiv Rauch und Böller aus dem Fanblock auf. Andere Teile des Stadions schlossen sich über die Zeit mit an. Von nun an gab es bis zum Schluss keine Pyro-Pause mehr. Viele Banik-Jungs fingen an, sich im Stadion langsam zu verteilen. Ein Typ, der schon mit einem Bengalo in der Hand herumfuchtelte, ging gezielt zu den Gruppen mit kleineren Kindern und sagte ihnen irgendwas. Was kommen sollte, war schon zu erahnen. Auf der Gegentribüne sprangen nun schon die ersten mit Sturmmaske hin und her.
Zur 82. Minute gingen dann die Bengalen an – das gesamte Stadion folgte und verwandelte es in ein rotes, verrauchtes Nebelfeld. Vom Spiel war überhaupt nichts mehr zu sehen – was auf dem Spielfeld passierte, ob überhaupt noch gespielt wurde, das wusste man nicht. Das war in dem Moment aber eigentlich auch das Letzte, was einen noch interessierte. Man hörte nur noch den Schlusspfiff, der definitiv weit vor der regulären Zeit ertönte. Nun überwanden auch schon die ersten den Zaun und rannten auf das Spielfeld. Einige malträtierten vergeblich mit aller Kraft ein Fluchttor. Ein Tor wurde zwischen Haupttribüne und Fanblock geöffnet, so dass es sogleich die Massen dahinzog. Mit viel Pyro und Erinnerungsfotos feierte man nun sich und das Bazaly auf dem Rasen. Auch Spieler, wie der ehemalige Champions-League-Sieger Milan Baros wurden gefeiert. Die knapp 30 Dukla-Anhänger im Gästeblock sollen nicht unerwähnt bleiben, spielten aber überhaupt keine Rolle und waren bei den Feierlichkeiten schon längst aus dem Stadion raus. Einige entdeckte man später jedoch am Bahnhof wieder. Sitze wurden nun auch entfernt und die Jungs freuten sich aufgrund ihrer Souvenirs. Manche zogen mit noch aufgesetzter Sturmhaube durch die Straßen, glücklich mit einem Sitz in der Hand. Die wenigen Polizisten schauten sich das alles ganz entspannt an. Mit dem Bus voller Banik-Fans fuhr man wieder zum Bahnhof, verabschiedete noch den einen einzelnen Sachsenkrieger, welcher ebenfalls nur für den Abschied und der letzten Möglichkeiten zum Kreuzen allein aus Dresden anreiste.
Nach einem Besuch im örtlichen Albert und einem Essen im Hotelrestaurant, in dem gerade mal 6.-Klasse-Englisch gesprochen wurde, ging nicht mehr viel außer dem Land der Träume. Am Morgen nach einem schön fettigen Würstchen-Frühstück ging es komplett per Student Agency zurück nach Dresden. Bis Prag mit dem Zug, welcher sehr edel ist, große Ledersitze hat, WLAN und Steckdosen für jeden Sitz besitzt. Zwei freie Getränke (Wasser und Orangensaft) werden bei Zustieg pro Person verteilt. Heiße Getränke kann man in allen Student Agency Fahrzeugen kostenlos ordern. Ab Prag ging es bis Dresden mit dem Bus, inklusive Steckdose, WLAN, Fernsehern und kostenlosen Kopfhörern am Sitz. Und das alles für den billigsten Preis. Student Agency für Reisen nach Tschechien / Slowakei sollte man sich auf jeden Fall merken!
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