Liverpool FC vs Oldham Athletic AFC
- Datum 06.01.2012, 20.00 Uhr
- Ort Liverpool
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- Liga FA-Cup ENG
- Ergebnis 5 : 1 (2 : 1)
- Zuschauer 44.556
You'll Never Walk Alone
Die Überschrift wirkt vielleicht etwas zu ausgelutscht und zu einfach für den Bericht der Tour, aber es wird sich noch zeigen, dass es die Richtige ist. Trotzdem der Reihe nach. Da man nun nicht unbedingt den gesamten Winterurlaub auf dem Sofa verbringen will und es für nötig hielt, noch mal was Großes sehen zu müssen, entschied man sich auf Rat von unserem Bastian für die Anfield Road! Der Vorteil, es war FA-Cup an jenem Freitagabend und da soll wohl der Vorverkauf für jeden möglich sein, nicht wie sonst in der Premier League. So jetzt die üblichen Fragen, wer kommt noch mit, wo gibt’s ne nette Unterkunft und wie kommt man hin. Gefragt wurde so ziemlich jeder. Großes Interesse bei der Hälfte, aber wenn es konkret wird, gibt’s ne Absage. Was soll’s, man fährt ja hin, um Liverpool zu sehen und nicht um als Hauptaugenmerk das Feiern im Kopf zu haben. Das sollte dann dennoch nicht zu kurz ausfallen. Den Flug von Berlin-Schönefeld ins Vereinigte Königreich gab’s zum passablen Preis beim bekannten Billigflieger und das Hostel gleich noch dazu. Cliff kümmerte sich für mich ums Matchticket, danke noch mal dafür!Alles gepackt und ausgedruckt was man braucht, konnte es Donnerstag gegen 10.30 Uhr bei mir losgehen. Ein wenig Sturm und Regen auf der Autobahn und das erneute absolut nervende Kindertheater um einen Kredit des deutschen Präsidenten im Radio. Auto in Schönefeld abgestellt, Currywurst gegessen, bissel umhergelaufen und dann hob die 156 Mann fassende Maschine auch schon ab. Was für ein grandioser Sonnenuntergang unterwegs, der auch den Passagieren vor und hinter mir den Kopf an die Fensterscheiben lockte. Hat ein bissel geschaukelt kurz bei der Landung, aber wie sagt man, „Nobody is perfect“. Der John Lennon Airport in Liverpool dürfte ungefähr so groß wie der in Schönefeld sein; im Jahre 2002 eröffnete Yoko Ono dort auch ein Denkmal für den Mitgründer der Beatles. Meldung gen Heimat abgesetzt und zunächst auf zum Hostel. Der erste Bus war gleich der Richtige, wie der Fahrer bestätigte. Als ich die Station dann fast verpasste, kam der Busfahrer ins obere Fahrtabteil und wies mich hin, hier auszusteigen und gab mir auch gleich noch die weitere Wegbeschreibung mit. Sehr nett! Man bedenke, wir waren ca.20 min gefahren und in dem Bus saßen an die 50 Menschen und er merkt sich, wo der mit dem Rucksack genau hin wollte.
Eingecheckt im Hatters Hostel, schöner englischer Altbau, ziemlich zentral gelegen. Auf dem Zimmer eine aus Kalifornien stammende Studentin, die in Schottland studiert und heute Abend auf irgendein Beatles-Konzert geht. Ich machte mich auch noch mal Richtung Pubs auf, welche nicht schwer zu finden warfen. In einem Pub, der den gleichen Namen wie die Stadt trägt, ließ ich mich nieder. Ganz gemütlich hier, nicht so viele Leute, bisschen Musik und 14 Biersorten. Neben mir am Tisch Peter aus Oslo, er ist auch wegen des morgigen Spiels hier. Auf der Bühne trällerte eine Sängerin bekannte Songs, darunter auch zwei Liedwünsche von mir – amazing. Der Pub wurde leerer und an der Theke folgten Gespräche über Gott und die Welt. Ein älterer Herr erklärte u.a. die Feinheiten des Biers John Smith, nette Atmosphäre! Den Pub verließ ich mit der Sängerin und zwei anderen Gesprächspartnern. Die wollten, dass ich sie noch begleitete, aber schweren Herzens musste ich sie enttäuschen und trat den Weg zurück zum Hostel an. Gut und lange genächtigt und doch noch was zu essen bekommen. Da der Stuhl unter mir nach gab, scheiterte mein anschließender Versuch, noch einen Blick ins Internet zu werfen Immerhin war ich nun endlich richtig munter.
Zu Liverpool gehören die Beatles genauso wie die beiden Fußballvereine, die Reds & die Blues. Ersteren sollte man am Abend genauer kennen lernen. Die Präsentation der „Beatles-Story“ sollte mich also noch interessieren. Der erste Teil war wie eine Art 3-D-Kino in einem kunstvollen Gebäude, direkt am Wasser. Teil 2 liegt etwas 500m entfernt im Albert Dock. Vom Grundsatz her ganz interessant, aber auch nichts Weltbewegendes. Dennoch besitzt die Stadt natürlich ein Flair dieser einzigartigen Musikgruppe. Nun gut, in das nächst beste Restaurant eingekehrt. Ich glaubte es kaum, als ich zur Tür schaute, da kommt Peter von gestern Abend angelaufen. Blanker Zufall, dass wir uns hier wieder trafen.
Gut gespeist ging es zum Hostel zurück. Aufgrund der ausreichenden Zeit entschloss ich mich, den Weg an die Anfield Road per Fuß anzutreten. War ein ganzes Stück, aber so hielt man wenigstens die Spannung hoch und als ich an diesem weltbekannten Fußballtempel ankam, drehte ich als erstes eine Runde herum und war schon erstaunt über diese typische englische Kultur, die schon vor dem Stadion zu spüren war. Im Pub „The Albert“ sollte ich Peter treffen, aber bis um 6 war er nicht aufzufinden. Noch ein zweites Mal ums Stadion gedreht und einen Blick ins Museum geworfen. Dies sollte reichen als Einstimmung auf die englische Fankultur. Der heutige Gegner in der 3. Runde des englischen Pokals kam aus der League One: Oldham Athletic! Wie aus mehreren Quellen zu erfahren war, sollte er eine mehr als ordentliche Anzahl Supporter mitbringen. Das könnte also was werden heute. Rein geht’s! Ich saß auf der Anfield-Seite im Oberrang der Gegengerade. Bei den Reds ging die Blockfahne schon mal umher und wanderte durch die ganze „The Kop“-Seite. Um es vorweg zu nehmen, es sollte an diesem Abend das letzte Mal gewesen sein. Und Oldham? Tatsächlich hatten ca. 6.000 Mann den Weg an die Anfield Road gefunden und ließen in Sachen Gesang auch schon einiges erahnen.
Zum Anstoß streckte dann das halbe Stadion die roten Schals in die Luft und das Lied, was vielfach auf primitive Art und Weise missbraucht oder kopiert wird, ertönte im Originalton. Gänsehaut! Danach der Blick in Richtung Gästeblock, wo vereinzelt Leute raus gezogen wurden. Grund: Teils Pyro, ja auch in England wird gezündet, wenn auch nicht vergleichbar mit hiesigen Verhältnissen, teils unbekannt. Auf dem Platz führte Steven Gerrard, der nach seiner Verletzung wieder im Dienste der Reds stand, seine Männer eindrucksvoll zum Sieg. Die Gastmannschaft wurde nach Schlusspfiff trotzdem lautstark gefeiert. Und die Stimmung? Oldham hat die Reds einfach mal in Grund und Boden gesungen. So weh mir diese Aussage tut, aber es war nun mal so! Am Folgetag erfuhr man, dass die Anstoßzeit an einem Freitagabend sehr unüblich ist. Vielleicht hat es ja daran gelegen, wobei das Stadion ausverkauft war und der Gästeblock mit ordentlicher Klientel gefüllt war, was Grund zur Motivation gewesen wäre.
Abschied von diesem geschichtsträchtigen Ort und noch mal in den Pub, um dort evt. Peter wieder zu treffen, aber ich fand ihn nicht. Ein typisches englisches Taxi fuhr mich zurück zum Hostel. Dort einen neuen Zimmerkollegen begrüßt und dann los ins Abendleben. Als erstes im „The Cavern“, wo die Beatles 292 Mal auftraten, vorbei geschaut. Die Musik ganz okay, aber gegen 1 Uhr war da Schluss. So wurden es noch einige andere Clubs... Nächsten Morgen gut gefrühstückt, Sachen zusammen gepackt, ausgecheckt und schon mal grob Richtung Flughafen marschiert. War noch genug Zeit bis zum Abflug, so dass ich auch kurz in die Kathedrale ging und einen riesigen Innenraum mit zwei Altaren vorfand. Weiter ging’s zu Fuß in der Hoffnung, unterwegs noch einen Pub zu entern. Fündig geworden und die Blicke einiger älterer Herren empfangen, die auch schon lange keinen der so genannten Krauts gesehen hatten. Sie empfahlen mir, zum Airport den Bus zu nehmen, da es noch ein ganzes Stück sein sollte. Dem Ratschlag entgegen entschied ich mich zum weiteren Fußmarsch, der sich ordentlich hinzog. Irgendwann fragte ich dann doch nach und ein Ehepaar erzählte mir, dass von der nächsten Ecke jede halbe Stunde ein Bus zum Flughafen fährt. Wie es der Zufall wollte, kam der Bus genau in dem Moment an und ich verpasse ihn natürlich. Was nun? Das nette Ehepaar bat mich, in sein Auto zu steigen. Sie würden mich zum Flughafen fahren! Diese Gastfreundschaft, Wahnsinn! Also pünktlich da gewesen, noch was für die Daheimgebliebenen mitgenommen und mit einem komischen Gefühl in der Magengegend abgehoben, was sich jedoch als bedeutungslos herausstellen sollte. Nach der Landung das Auto dort vorgefunden, wo ich es abgestellt hatte und auf nach Hause ohne nennenswerte Ereignisse
Fazit: Sehr gelungener Ausflug auf die Insel. Den trübt auch nicht, dass die Anfield Road stimmungsmäßig keine Spitzenleistungen bot. Ob die nur einen schlechten Tag hatten oder ob es die vielfach in den Stadien einkehrende Lethargie ist, kann jeder für sich beantworten. Für alle, die noch nicht da waren: Fahrt hin und seht selbst!
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